
Früherkennung und Frühintervention (F+F)
Frühintervention bezeichnet beraterische, pädagogische, therapeutische oder medizinische Massnahmen in einem möglichst frühen Stadium der Problementwicklung.
Früherkennung und Frühintervention (F&F) hat zum Ziel, die ersten Anzeichen eines Problems möglichst früh zu erkennen und den Handlungsbedarf abzuklären, um geeignete Massnahmen zu finden, und die Betroffenen zu unterstützen. Dieser Ansatz lässt sich in jedem Lebensalter zur Bewältigung verschiedener Gesundheitsprobleme wie Risikoverhalten oder -konsum, Sucht, psychische Probleme usw. anwenden. Ausgehend vom Modell der Salutogenese, will F&F die Ressourcen und die Handlungsfähigkeit der Betroffenen stärken, deren Risikofaktoren minimieren sowie das gesundheitsförderliche Umfeld stärken. Der Ansatz berücksichtigt somit die Gesundheitsdeterminanten, d. h. das Spektrum der persönlichen, sozialen, wirtschaftlichen und umweltbedingten Faktoren, die für die gesunde Lebenserwartung von Einzelpersonen und Bevölkerungsgruppen massgebend sind.
Mit den Strategien Sucht und nichtübertragbare Krankheiten NCD des Bundesamtes für Gesundheit wird der transversale Ansatz der Früherkennung und Frühintervention (F+F) gestärkt. Dieser war ursprünglich im Suchtbereich vor allem in Bezug auf gefährdete Kinder und Jugendliche von Bedeutung. Mit den aktuellen Strategien wird der F+F-Ansatz auf weitere Zielgruppen, Gefährdungen und Lebensphasen ausgeweitet. Infodrog trägt aktiv zur Verbreitung und Weiterentwicklung von F+F bei.
Mischkonsum bei Jugendlichen
Auf Anfrage der Kantone und im Auftrag des BAG erarbeitet Infodrog Wissensgrundlagen und Empfehlungen zum Mischkonsum und Medikamentenmissbrauch unter Jugendlichen.
Früherkennung und Frühintervention bei älteren Menschen
Auf unserer Wissensplattform AlterundSucht.ch finden Leitungs- und Fachpersonen der Spitex, Pflege, Medizin und Sozialen Arbeit Informationen zur Umsetzung von Früherkennung und Frühintervention im eigenen Betrieb sowie eine Übersicht über Screening-Instrumente und Kurzinterventionen.
Früherkennung und Frühintervention im Nachtleben und Freizeitsetting
In Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Prävention und der Schadensminderung stellt Infodrog Grundlagen und Instrumente für F+F bei problematischem Freizeitdrogenkonsum bereit.
Kurzintervention Ärzteschaft
Kurzinterventionen sind dazu geeignet, Personen mit einem problematischen Substanzkonsum oder ungesunden Verhaltensweisen frühzeitig anzusprechen, sie für mögliche schädliche Auswirkungen zu sensibilisieren und für Veränderungen und weiterführende Hilfe zu motivieren. In der praktischen Anwendung sind Kurzinterventionen Gespräche von beschränkter Anzahl und kurzer Dauer, die sich am Konzept der Motivierenden Gesprächsführung orientieren.
Kurzinterventionen können von Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen wie Suchthilfe, medizinische Grundversorgung, Soziales und Bildung erlernt und mit Erfolg eingesetzt werden. Sie kommen bei einer Vielzahl von Themen wie Alkohol, Rauchen, illegale Drogen, Bewegungsmangel, Übergewicht, Umgang mit Stress oder Diabetes zur Anwendung und helfen dabei, Menschen mit riskanten oder ungesunden Verhaltensweisen zu unterstützen. Infodrog engagiert sich in mehreren Projekten, welche den vermehrten Einsatz von Kurzinterventionen fördern.
Schlussbericht Kurzintervention Ärzteschaft
Infodrog unterstützte eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft dabei, Fortbildungsaktivitäten zu Kurzintervention für Ärztinnen und Ärzte zu entwickeln. Das Projekt diente dazu, Zugänge und Kanäle zur Ärzteschaft zu erproben, zu evaluieren und Empfehlungen abzuleiten, wie diese Zielgruppe mit solchen Fortbildungen erreicht werden kann. Das Projekt wurde durch das Nationale Programm Alkohol finanziell unterstützt.
Früherkennung und elektronische Kurzintervention in der Arztpraxis
Eine 2017 durchgeführte Pilotstudie des Universitätsspitals Lausanne untersuchte die Einsatzmöglichkeiten und Akzeptanz elektronischer Kurzintervention in Hausarztpraxen. Patientinnen und Patienten erhielten direkt im Wartebereich die Möglichkeit, auf einem Tablet-Computer Fragen zum Alkoholkonsum und zum allgemeinen Gesundheitszustand zu beantworten und das Resultat anschliessend mit dem Arzt zu besprechen.
Dokumente und Links
News zum Thema Frühintervention
Jugendliche landen unschuldig im Gefängnis
Der Platzmangel in der Jugendpsychiatrie und in Heimen führt zu einer umstrittenen Praxis: Betreuungs- und therapiebedürftige Jugendliche werden in Gefängnissen eingesperrt. Was als Notlösung gedacht ist, kann wochenlang andauern.
SuchtMagazin zum Thema Gefährdung und Sucht
Die aktuelle Ausgabe SuchtMagazin widmet sich dem Thema Gefährdung und Sucht und adressiert, neben den rechtlichen Grundlagen und Einblicke in den professionellen Arbeitsalltag, auch ethische Aspekte im Umgang mit Personen mit einer Suchterkrankung und diskutiert, wie Fachpersonen aber auch die Gesellschaft auf Gefährdungen reagieren können.
Weitere Informationen zur aktuellen Ausgabe auf suchtmagazin.ch
SuchtMagazin Nr. 2/2023: Behinderung und Sucht
Das im öffentlichen Diskurs noch neue Thema der Schnittstellen von Sucht und Behinderung wird vorgestellt: Fragen zur integrativen und barrierefreien Suchtarbeit, Herausforderungen für die Versorgungsnetzwerke der Behinderten- und Suchthilfe, Beiträge zur Anerkennung von Suchterkrankungen bei der Invalidenversicherung, ein Vernetzungsprojekt von Behinderten- und Suchthilfe, ein Programm zur Gesundheitsvorsorge von Athlet:innen mit geistiger Behinderung.
Weitere Informationen zur aktuellen Ausgabe auf suchtmagazin.ch
Bisherige Veranstaltungen
Tagung «Mischkonsum bei Jugendlichen – neue Praxisansätze, aktuelle Forschungsresultate»
Veranstalter: Infodrog, Bundesamt für Gesundheit