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Hepatitis C

Mit Kampagnenmaterialien und Schulungen unterstützt Infodrog Institutionen und Fachpersonen bei der Sensibilisierung zu Hepatitis C.

Die epidemiologischen Daten zu Hepatitis und Substanzkonsum zeigen, dass heute etwa zwei Drittel der Neuinfektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) bei Personen erfolgen, die Substanzen injizieren, inhalieren oder schnupfen. Die Vermittlung von Wissen über die Ansteckungswege und die Behandlungsmöglichkeiten steht im Fokus der nationalen Sensibilisierungskampagne zu Hepatitis C, die Infodrog im Auftrag des BAG durchführt.

Das Ziel der Kampagne besteht unter anderem darin, Weiterbildungen anzubieten, welche sich hauptsächlich an Suchtfachpersonen richten. Im Rahmen dieser Kampagne werden zudem Materialien zur Verfügung gestellt, welche durch die Suchtfachpersonen an Personen, die Substanzen injizieren, inhalieren oder schnupfen abgegeben werden können. Ziele der Kampagne sind die Verringerung der Hepatitis-C-Ansteckungen, die Verbesserung des Zugangs zu HCV-Behandlungen und Testung sowie die kontinuierliche Vermittlung von Wissen zu Hepatitis C.

Spezifische Richtlinien

Infodrog unterstützte das BAG bei der Erarbeitung der settingspezifischen Richtlinien zu Hepatitis B und C bei Drogenkonsumierenden. Ziel ist es, in sämtlichen Betreuungs- und Behandlungssettings Minimalstandards zur Vorbeugung und Bekämpfung von Hepatitis B und C zu etablieren, welche sich an Suchtfachpersonen richten, um damit einen bestmöglichen Präventions-, Behandlungs- und Betreuungserfolg zu erzielen.

Für die fachliche Begleitung des Projekts war eine Gruppe von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Suchtmedizin und Hepatologie zuständig.

Was ist Hepatitis C?

Hepatitis ist eine Entzündung der Leber und kann verschiedene Ursachen haben; zu den häufigsten gehören:

  • die Infektion mit einem oder mehreren Hepatitisviren (A, B, C, D, E)
  • übermässiger Alkoholkonsum
  • eine Fettansammlung in der Leber infolge einer unausgewogenen Ernährung und Übergewicht
  • bestimmte Stoffwechselstörungen
  • Medikamente

In der Schweiz leben etwa 32’000 Menschen mit Hepatitis C (HCV), und etwa ein Drittel von ihnen weiss nichts davon. Etwa 200 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen von Hepatitis C.

Unter den verschiedenen Arten von Hepatitis sind Hepatitis B und C die häufigsten chronischen Erkrankungen bei Menschen, die Substanzen injizieren, inhalieren oder schnupfen.

Hepatitis C wird durch Blut und selten auch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Männer, die Sex mit Männern haben, sind einem höheren Risiko ausgesetzt.

Eine Infektion kann ohne erkennbare Symptome oder mit unspezifischen Symptomen wie Unwohlsein, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust und Bauchschmerzen (rechte obere Seite) aktiv sein. Eine Gelbfärbung der Haut (Gelbsucht) tritt nicht immer auf und kann auch ein Symptom für andere Krankheiten sein.

Prävention

Da es gegen Hepatitis C keine Impfung gibt, ist es besonders wichtig, Menschen, die Substanzen injizieren, inhalieren oder schnupfen dafür zu sensibilisieren, den Kontakt mit potentiell infektiösem Blut zu vermeiden. Insbesondere sollen sie Konsumutensilien wie Spritzen, Nadeln, Löffel, Filter, Wasser, Röhrchen, Folien und Mundstücke von Crackpfeifen nie gemeinsam verwenden.

Das Hepatitis C-Virus kann ausserhalb des Körpers mehrere Tage bis Wochen überleben. Alle Flächen und Gegenstände, auf denen sich Blut ablagern könnte (z. B. Tische zur Vorbereitung von Injektionen, Stauschläuche oder gemeinsam genutzte Gefässe mit Desinfektionsmittel), sind deshalb als potenzielle Infektionsquellen zu betrachten. Eine korrekte Händehygiene und Massnahmen gegen die Verschleppung von Erregern über Gegenstände sind deshalb zentrale Präventionsmassnahmen. Es ist besonders wichtig, Personen, die Substanzen injizieren, inhalieren oder schnupfen für die strikte Einhaltung von Regeln beim Konsum zu sensibilisieren.

Testung und Diagnostik

Bis zu einem Drittel der mit Hepatitis C infizierten Personen in der Schweiz ist nicht getestet. Ausserdem sind bis zu 50% aller Personen, die sich in einer suchtmedizinischen Behandlung befinden und ein Risiko für eine Infektion mit dem Hepatitis C-Virus haben, nicht hinreichend genau getestet.

Ein Antikörper-Schnelltest von Blut oder Speichel gibt Auskunft darüber, ob eine Person in ihrem Leben jemals Kontakt mit dem Hepatitis-C-Virus hatte. Bei negativem Befund des Schnelltests trotz dringendem Verdacht einer Infektion wird die Untersuchung durch die Entnahme von Vollblut ergänzt. Bei weiterhin negativem Resultat muss die Blutuntersuchung drei Monate nach der Exposition wiederholt werden. Ist ein Antikörpersuchtest für das Hepatitis C-Virus positiv, muss das Vorliegen einer chronischen Hepatitis C mit einem zweimaligen Nachweis von Hepatitis C-Virus-Ribonukleinsäure (HCV-RNA) im Abstand von sechs Monaten bestätigt werden. Nach einer ausgeheilten Hepatitis C sind die Hepatitis C-Viren-Antikörper lebenslang nachweisbar. Deshalb muss bei Verdacht auf eine Reinfektion nicht nach Antikörpern, sondern direkt nach HCV-RNA im Blut gesucht werden, bei andauerndem Risikoverhalten mindestens jährlich.

Falls eine Infektion mit dem Hepatitis C-Virus vorliegt, sollten Betroffene für die weitere Abklärung und Behandlung an einen Spezialarzt oder eine Spezialärztin überwiesen werden. Hepatitis C ist eine meldepflichtige Erkrankung und muss deshalb dem zuständigen Kantonsarztamt gemeldet werden.

Behandlung

Die Therapie von Hepatitis C dauert 8 bis 12 Wochen und wird unabhängig von Krankheitsfortschritt und Risikofaktoren wie fortgesetztem Substanz- oder Alkoholkonsum von der obligatorischen Krankenkasse vergütet. Die interferonfreien Medikamente (Direct Antiviral Agents, DAA) haben kaum Nebenwirkungen, sind einfach in der Einnahme und weisen Heilungserfolge von über 95% auf. Die Behandlung verhindert die Folgen einer chronischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus wie Leberzirrhose oder Leberkrebs, aber auch Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere Erscheinungen ausserhalb der Leber, wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Bauchschmerzen, Depressionen und Gelenkschmerzen. Durch die Behandlung können somit schwerwiegende Folgen vermieden und der allgemeine Gesundheitszustand verbessert werden.

Seit Anfang 2022 können Ärztinnen und Ärzte mit einem Facharzttitel für Allgemeinmedizin die Akte der betreffenden Person einem Facharzt oder einer Fachärztin vorlegen, der/die die Situation beurteilt und die Behandlung verschreibt. Die Person kann auf diese Weise weiterhin von ihrem Hausarzt betreut werden. In bestimmten Fällen, wie z. B. bei Leberzirrhose oder Vorerkrankungen, wird eine Betreuung durch einen Facharzt oder eine Fachärztin empfohlen. Die Liste der Spezialist:innen, die im Rahmen des Projekts HepCare zur Verfügung stehen, finden Sie auf deren Website:

Material der Kampagne

Infodrog hat verschiedene Materialien für Suchtfachleute erstellt, die sie bei Sensibilisierungsaktivitäten in ihren Einrichtungen einsetzen und an ihre Klient:innen verteilen können. Das Material der Kampagne hepatitis C kann über den folgenden Link bestellt werden:

Weiterbildungen

Epidemiologie, Prävention, Diagnostik und Behandlung von Hepatitits C bei Personen, die Substanzen konsumieren

Die Schulung vermittelt Grundkenntnisse über das Hepatitis-C-Virus (HCV), insbesondere Informationen über Epidemiologie, Übertragungswege, Diagnose, Behandlung, Barrieren für Tests und Behandlung sowie Prävention und Schadensminderung. Nützliche Ressourcen für die Teilnehmenden, wie die nationale Hepatitis-C-Kampagne von Infodrog und die Richtlinien des Bundesamtes für Gesundheit sowie Schutzmassnahmen für Mitarbeitende werden ebenfalls vorgestellt.

Die Schulung richtet sich an Fachpersonen aus dem Suchtbereich, die ihre Kenntnisse zu Hepatitis C vertiefen möchten.

Die Schulung verfolgt folgende Ziele:

Die Teilnehmenden

  • lernen die Risikofaktoren für eine Infektion mit dem Hepatitis C-Virus sowie die wichtigsten Aspekte zu Prävention und Testung kennen,
  • können klinische Informationen interpretieren, um eine HCV-Infektion zu diagnostizieren,
  • können den Schweregrad der Leberschädigung und extrahepatische Manifestationen einer chronischen HCV-Infektion erkennen,
  • kennen die therapeutische Wirkung der Direct Antiviral Agents (DAA) zur Behandlung von HCV und sind in der Lage, Betroffene zu beraten oder zu behandeln,
  • können eine adäquate Nachsorge von Betroffenen im Anschluss an die Therapie gewährleisten.
  • haben Gelegenheit sich über die Praktiken innerhalb der Institutionen auszutauschen

Medizinisches und Pflegepersonal: Interpretation klinischer Daten zur Diagnose einer Infektion und Auswahl der geeigneten Behandlung.

Die Schulung wird in Zusammenarbeit mit dem International Network on Health and Hepatitis in Substance Users (INHSU) konzipiert und von medizinischen Expert:innen sowie einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin oder einem wissenschaftlichen Mitarbeiter von Infodrog durchgeführt.

Weiterbildungen à la carte

Infodrog besucht Institutionen und organisiert interne Schulungen, die auf die Bedürfnisse der teilnehmenden Personen abgestimmt sind. Senden Sie uns einfach Ihre Anfrage!

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Marc Marthaler, wissenschaftlicher Mitarbeiter:
m.marthaler@infodrog.ch, Tel. 031 370 08 82 (direkt)

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Genf Tagung

Save the Date: The 11th International Conference on Health and Hepatitis in Substance Users

Veranstalter: International Network on Health and Hepatitis in Substance Users
Dauer: 17.-20. Oktober 2023

News zum Thema Hepatitis C

Bericht zur Schadensminderung: Monitoring Data Report 2022

Das Ziel des Monitoringberichts Civil Society Monitoring of Harm Reduction in Europe 2022 ist die Verbesserung der Kenntnisse und Informationen in Europa in bestimmten Bereichen der Schadensminderung aus der Perspektive der Organisationen der Zivilgesellschaft. Infodrog hat am Bericht mitgearbeitet und Informationen zum Stand der Schadensminderung in Bern bereitgestellt und ermöglicht damit den Vergleich von verschiedenen Städten in unterschiedlichen Ländern.

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