Informier dich, wenn das Spiel mit dir spielt: www.sos-spielsucht.ch
Die Onlineplattform www.sos-spielsucht.ch ist ein gemeinsames Angebot von 16 Deutschschweizer Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein. Die Website umfasst Informationen, nützliche Tools sowie anonyme und kostenlose Beratungsangebote per Telefon oder online über ein gesichertes Mail-System. Die Onlineberatungen werden von Expertinnen und Experten von SafeZone.ch durchgeführt. SafeZone.ch ist ein Kompetenznetzwerk für Onlineberatung sowie Kooperationspartner von SoS-Spielsucht. Die folgende Auswertung gibt einen Einblick in die Nutzung und die Themen der Onlineberatungen zum Thema Glücksspielsucht.
Im Jahr 2019 wurden auf der Website von SoS-Spielsucht 81 Beratungsanfragen über den sicheren Mailkontakt verzeichnet, von denen die meisten (n=34) zwischen März und Mai erfolgten. Zu Beginn des Jahres (Januar und Februar), im Sommer (Juli und August) und im Spätherbst (Oktober und November) gab es am wenigsten Anfragen. Die Anfragen wurden hauptsächlich am Nachmittag (12 bis 16 Uhr) und in der Nacht (20 bis 24 Uhr) gestellt. Der Montag ist der Wochentag mit den meisten Anfragen, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass am Wochenende mehr Zeit zum Spielen vorhanden ist.
www.sos-spielsucht.ch kann nicht nur von Menschen genutzt werden, die selber von Spielsucht betroffen sind, sondern auch von ihren Familien und Bekannten sowie von Fachpersonen, Lehrpersonen und Auszubildenden. Von den 81 online gestellten Beratungsanfragen kamen mehr als die Hälfte von suchtbetroffenen Personen (n=47), gefolgt von Angehörigen (n=21), Freunden (n=2) und in einem Fall von einer Fachperson. Im Vergleich zu den Telefonberatungen von SoS-Spielsucht, wenden sich bei den Onlineberatungen mehr direktbetroffene als angehörige Personen. Aus den analysierten anonymen Daten geht hervor, dass vor allem Männer von Spielsucht betroffen sind (37 vs. 11). Die Anfragen von Frauen betrafen in mehr als 60% der Fälle eine Beratung für den von einer Spielproblematik betroffenen Mann, Sohn, Vater oder Bruder.
Die Mehrheit der Ratsuchenden (n=59) nahmen die Onlineberatung nur einmal in Anspruch und setzten den Kontakt nach der Antwort durch die Fachperson nicht fort. Die meisten Menschen, die spielsüchtig sind, spielen im Geheimen und haben daher keine Gelegenheit, mit jemandem darüber zu reden. Die Nutzung des Angebots scheint daher für viele nicht nur ein konkretes Hilfesuchen zu sein, sondern es geht auch darum, ihre Leiden und ihre Scham mit jemandem zu teilen. Dennoch ist es ein erster wichtiger Schritt seitens der betroffenen Person, um zu akzeptieren, dass es ein Problem gibt. Unter denjenigen, die das Angebot zum zweiten Mal nutzten (n=15), sind die meisten (n=9) Angehörige (Partner, Eltern, Kinder, Geschwister) der spielsüchtigen Personen.
Das Internet scheint in direktem Zusammenhang mit der Spielsucht zu stehen: Unter den thematisierten Spielformen findet sich an erster Stelle das Online-Casino (n=20), gefolgt von Sportwetten(n=16), die ebenfalls online abgeschlossen werden können, und dem Casino terrestrisch (n=10). Besitzer eines Smartphones können jederzeit und überall auf unzählige Glücksspielplattformen im Netz zugreifen.
Die Analyse der anonymen Beratungen zeigt, dass die übermässige Nutzung von Glücksspielen hauptsächlich mit Problemen wirtschaftlicher (n=36), emotionaler (n=26), relationaler (n=23), sowie psychischer (n=7) Art einhergeht und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz (n=4) verursacht. Bei den meisten Anfragen (n=64) geht es um konkrete Beratungsanliegen, aber es gibt auch Anfragen zur Weitervermittlung (n=8) und Sachanfragen (n=6).
In vielen Fällen ist das Beratungsziel nicht genau definiert, aber in den meisten Fällen möchte die betroffene Person Abstinenz erreichen und mit dem Glücksspiel aufhören (n=34), in anderen Fällen benötigt sie Anleitung, wie man reagieren (n=16) oder den Schaden reduzieren kann (n=4).
Die Auswertung verdeutlicht, dass mögliche Konsequenzen einer Glücksspielsucht sowohl für die Betroffenen als auch deren Angehörige sehr belastend sein können. Onlineberatung wird – vermutlich häufig als erster Kontakt mit dem professionellen Hilfssystem – dafür genutzt, um in einem geschützten Raum offen über die Suchtprobleme sowie damit verbundene Geld- und Beziehungsschwierigkeiten zu sprechen.