Newsletter | Juli 2022

NEWS
 Juli 2022

Expert:innengruppe QuaTheDA

Die Expert:innengruppe des QuaTheDA-Qualitätslabels hat sich im Mai 2022 zum ersten Mal getroffen. Es war ein guter Anlass, sich über die Gültigkeitsdauer der QuaTheDA-Zertifizierungen, die Regelung des Anerkennungsverfahrens sowie die Aufwertung des QuaTheDA-Labels in den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz auszutauschen. Das nächste Treffen wird im Herbst 2022 stattfinden.

Bericht «Kiffen, sniffen, spicken & Co. – Neue Erkenntnisse aus der Welt der psychoaktiven Substanzen». Bericht 2022

Der Bericht präsentiert eine Auswertung der Daten der Befragung 2021 von Personen, die psychoaktive Substanzen konsumieren sowie die Auswertung des Onlinetools für Substanzwarnungen. Im Bericht 2022 gibt es neu einen Fokus auf Personen, die ein Drug Checking in Anspruch genommen haben sowie auf Medikamenten- und Mischkonsum bei Jugendlichen. Ausserdem werden die neuen Standards F+F für das Drug Checking sowie aktuelle Studien präsentiert.

Evaluation und Weiterentwicklung Selbstmanagement-App «NoA-Coach»

Die Selbstmanagement-App «NoA-Coach» unterstützt Klientinnen und Klienten, die sich in einer ambulanten Alkoholbehandlung befinden. Das Tool wurde 2019-21 entwickelt, erfolgreich pilotiert und evaluiert. Im Jahr 2022 werden Erkenntnisse aus der Evaluation integriert und ab 2023 wird das Tool interessierten Fachstellen zur Verfügung gestellt.

SuchtMagazin Nr. 3/2022: Soziale Arbeit und Sucht

Das Heft widmet sich ausdrücklich der Sozialen Arbeit im Suchtbereich und behandelt die Frage, wie diese das Potenzial der sozialen Dimension nutzen kann, um Menschen mit einer Suchtproblematik die bestmögliche Unterstützung zu geben. Es wird deutlich, dass eine professionelle Interventionsgestaltung eine solide Wissensbasis voraussetzt. Dafür muss sich die Soziale Arbeit weiterentwickeln, indem sie mittels der Sozialen Diagnostik den Konsum psychoaktiver Substanzen in den Lebensstil der Menschen einordnet und den Konsum als eine Form der Lebensbewältigung versteht.

Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag

Die Plattform hepch.ch (aufrufbar auf DE, FR, IT) bietet Fachleuten und Betroffenen wichtige Informationen rund um Hepatitis C. Jedes Jahr wird bei rund 500 Personen, die Drogen intravenös konsumieren, eine Hepatitis-C-Infektion diagnostiziert. Mit den neuen Medikamenten kann die Krankheit geheilt werden. Um die Lücken in der Behandlungskette zu schliessen, stellt Infodrog verschiedene Dienstleistungen und Materialien zu Hepatitis C zur Verfügung.

SUCHTPOLITIK

Psychotherapeut:innen fordern Verteuerung von Alkohol – und freies Cannabis

Bier, Schnaps und Wein sollen nach Ansicht von Deutschlands Psychotherapeut:innen auf lizenzierte Geschäfte beschränkt werden. Mit Billigangeboten soll Schluss sein. Gegenüber Cannabis fordern sie einen liberalen Kurs. Beides sollte zudem wie alle anderen legalen Rauschmittel nur noch in lizenzierten Geschäften abgegeben werden dürfen, so die Bundespsychotherapeutenkammer in einer veröffentlichten Stellungnahme.

Flexiblere Abgaberegeln für die heroingestützte Behandlung

Die heroingestützte Behandlung (HeGeBe) wird in der Schweiz seit 1994 angewandt. Um die Behandlung auch in Zukunft bestmöglich an den Bedürfnissen der Patient:innen auszurichten, sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 10. Juni 2022 beschlossen, einen Entwurf für eine Verordnungsänderung in Vernehmlassung zu geben.

Suchtarzt: «Prohibition ist die risikoreichste Marktregulierung»

Im kanadischen Bundesstaat British Columbia wird der Besitz von bis zu zwei Gramm harter Drogen vorübergehend entkriminalisiert. Ziel der Behörden ist es, Drogenabhängige weniger zu stigmatisieren. Drogenkonsum solle als gesundheitliches Problem betrachtet werden, und nicht als kriminelles. Thilo Beck, Co-Chefarzt Psychiatrie im Zürcher Zentrum für Suchtmedizin, sieht darin einen grossen Fortschritt.

TABAKPOLITIK

EU-Verbot für Erhitzer-Tabak mit Aroma

Nach Menthol schmeckender Tabak, der in einem cool aussehenden Erhitzergerät erwärmt statt wie in einer Zigarette verbrannt wird: Eine der am schnellsten wachsenden neuen Formen des Tabakkonsums soll nach dem Willen der Europäischen Kommission rasch verboten werden, weil sie zu viele Jugendliche tabaksüchtig macht.

Juul E-Zigarettenverbot in den USA

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat den Verkauf sämtlicher E-Zigaretten der Marke Juul verboten. Der Hersteller Juul Labs habe Sicherheitsstandards nicht erfüllt, teilte die FDA mit. Das mit sofortiger Wirkung geltende Verbot solle dafür sorgen, dass alle E-Zigaretten und andere elektronischen Nikotinabgabesysteme, die derzeit auf dem Markt sind, den Gesundheitsstandards entsprechen.

CANNABIS & THC, CBD

Cannabis: einfacherer Zugang für Schmerzpatient:innen

Kranke erhalten in der Schweiz ab dem 1. August 2022 leichter Zugang zu cannabishaltigen Arzneimitteln. Der Bundesrat hat beschlossen, das aktuelle Verbot im Betäubungsmittelgesetz  aufzuheben. Für die ärztliche Verschreibung braucht es keine Ausnahmebewilligung des Bundesamtes für Gesundheit mehr. Verboten bleibt dagegen der Verkauf und Konsum für nicht-medizinische Zwecke.

Dokumentation: Cannabis – zwischen Horror und Heilung

Cannabis soll in Deutschland nach 100 Jahren wieder legal werden. Die neue Bundesregierung will damit dem ständig wachsenden Schwarzmarkt endgültig den illegalen Boden entziehen. Die Dokumentation geht der Frage nach, ob die Legalisierung eine gute Idee ist.

ALKOHOL

Alkoholtestkäufe: schlechte Resultate zeigen Grenzen des aktuellen Systems

Gemäss der Auswertung der Stiftung Sucht Schweiz aller Testkäufe an physischen Verkaufspunkten in der Schweiz haben Jugendliche im Jahr 2021 in rund einem Drittel der Fälle illegal Alkohol kaufen können. Bei Bestellung übers Internet (Detailhandel und Lieferdienste der Restauration) stieg die Quote der illegalen Verkäufe gar auf über 90 %.

Abstimmungsergebnis: die Migros bleibt alkoholfrei

Die Migros verkauft auch in Zukunft keine alkoholischen Getränke. In keiner der zehn Regionalgenossenschaften wurde die benötigte Zweidrittelmehrheit an Ja-Stimmen erreicht, die für eine Aufhebung des Alkoholverbots in den Statuten notwendig gewesen wäre, teilt die Migros mit. Damit haben sich die Stimmenden klar für das Weiterführen der alkoholfreien Tradition bei der Migros ausgesprochen.

RAUCHEN & DAMPFEN

Faktenblatt: Puff Bars

Puff Bars ahmen den äusserst beliebten JUUL und seine vielen Nachahmer-E-Zigaretten nach, sind aber für den einmaligen Gebrauch bestimmt. Es gibt sie in vielen jugendfreundlichen Geschmacksrichtungen, darunter O.M.G (Orange, Mango, Guave). Sie ermöglichen einen hohen Nikotinkonsum, sind schlank wie USB-Geräte und Wegwerfprodukte und machen Konsument:innen nicht nur schnell nikotinabhängig, sondern stellen auch eine Gefahr für die Umwelt dar.

MEDIKAMENTE

Schadensmindernde Informationen zu Medikamentenkonsum

Medikamente werden zum Teil auf dem Schwarzmarkt angeboten, sollten jedoch nur auf ärztliche Verordnung und mit medizinischer Begleitung konsumiert werden. Medikamente dienen zur Behandlung von Krankheiten und können bei falscher Anwendung und gerade beim Mischkonsum gravierende Folgen nach sich ziehen. Das Team von Saferparty Streetwork hat die wichtigen Informationen (Dosierung, Wirkung etc.) zu Medikamenten für den Freizeitsubstanzkonsum zusammengetragen und übersichtlich dargestellt.

Hirndoping mit Ritalin & Co.

Immer mehr Menschen nehmen Medikamente, um geistig leistungsfähiger zu sein. Was sagt das aus über unsere Gesellschaft? Dieser Frage geht ein Artikel und eine Dokumentation auf SRF nach. Michael Schaub und Corina Salis Gros vom Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) der Universität Zürich geben ausserdem Informationen zu «Gehrindoping» und zum Mischkonsum.

WEITERE SUBSTANZEN & SUBSTANZÜBERGREIFENDE INFOS

Europäische Online-Befragung zum Drogenkonsum: Resultate für die Schweiz

Die europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogenfragen (EMCDDA) hat zum dritten Mal die europäische Online-Befragung zum Drogenkonsum (EWSD) durchgeführt. Das Ziel war, Informationen über die Konsummotivation und Konsummuster verschiedener Drogen (Cannabis, Kokain, Ecstasy, Amphetamine, Metamphetamine, Heroin, neue psychoaktive Substanzen, NPS) sowie über die Beschaffungs- und Kaufbedingungen zu erhalten.

Zahl der Drogentoten in den USA auf historischem Höchststand

Die Zahl der Drogentoten in den USA ist im vergangenen Jahr auf einen Höchstwert von mehr als 107'000 gestiegen - das entspricht einer tödlichen Überdosis ungefähr alle fünf Minuten. Die Zahl der Drogentoten nahm im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zu.

VERHALTENSSÜCHTE

Studie Deutschland: rund zehn Prozent arbeiten «suchthaft»

Rund ein Zehntel der Erwerbstätigen in Deutschland arbeitet suchthaft – das ergibt eine repräsentative Studie mit Daten von 8'000 Erwerbstätigen. Menschen mit einem suchthaften Arbeitsverhalten können zudem auch nur mit einem schlechtem Gewissen freinehmen und haben starke Probleme am Feierabend abzuschalten und zu entspannen.

Studien zu Videospielen: Vor- und Nachteile

Zwei interessante Studien beleuchten die Auswirkungen von Videospielen, allerdings mit unterschiedlichem Fokus und unterschiedlichem Ergebnis: Eine Studie untersucht die Entzugserscheinungen bei einer Videospielsucht. Die andere Studie hält eine Förderung der Intelligenz durch das Videospielen für möglich, was im Einklang mit mehreren experimentellen Studien über das Spielen von Videospielen steht.

SCHADENSMINDERUNG

Chur spricht Kredit für Konsumraum

Chur kämpft seit ein paar Jahren mit einer offenen Drogenszene im Stadtpark. Nun will der Stadtrat versuchsweise einen Konsumraum für Drogen schaffen. Der Gemeinderat debattierte über den Vorschlag des Stadtrats und sprach die erforderliche Million dafür und bewilligte damit den Kredit für einen dreijährigen Pilotbetrieb.

Behandlung von Opioidabhängigkeit: Sind Urinproben legitim?

In der Schweiz wird Opioidabhängigkeit mit Medikamenten wie Methadon oder Buprenorphin behandelt. Im Rahmen dieser Behandlungen werden häufig Urinproben durchgeführt. Diese Tests sind jedoch sowohl aus ethischer, rechtlicher als auch aus medizinischer Sicht umstritten.

PRÄVENTION

Bisch fit? Die neue Quiz-Plattform zu Gesundheit und Sucht

REPER (Gesundheitsförderung und Prävention Fribourg) lanciert ein neues interaktives und spielerisches Online-Tool, um Jugendliche für die Risiken im Zusammenhang mit Alkohol, Cannabis, Glücksspielen oder exzessiver Bildschirmnutzung zu sensibilisieren. Die Plattform bietet 23 interaktive und spielerische Quiz zu sechs verschiedenen Themenbereichen.

Magazin laut & leise: Suchtprävention in der Gemeinde

Die Gemeinden finanzieren gemeinsam mit dem Kanton das Netz von Suchtpräventionsstellen und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit der Bevölkerung. Die Suchtpräventionsstellen wiederum unterhalten ein breites Angebot für Gemeinden. Die aktuelle Ausgabe laut & leise der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich stellt diese Angebotspalette vor und zeigt auf, warum sich Suchtprävention für Gemeinden auch finanziell lohnt.

INSTITUTIONEN

Umfrage: Wie erfahren Sie von den Studienergebnissen des BAG?

Die BAG-Abteilung Prävention nichtübertragbarer Krankheiten gibt jedes Jahr zahlreiche Studien in den Themenbereichen Sucht und nichtübertragbare Krankheiten in Auftrag, deren Ergebnisse die Präventionsarbeit und die Gesundheitsförderung unterstützen sollen. Mit einer Umfrage will das BAG herausfinden: Wie gelangt das Wissen, das mit den Studien erarbeitet wird, an interessierte Personen? Und in welcher Form soll dieses Wissen aufbereitet sein?

Stakeholderkonferenz Sucht 2022

Das soziale Umfeld ist für die Gesundheitsförderung, Prävention und Suchthilfe von grosser Bedeutung. An der Stakeholderkonferenz vom 21. Juni 2022 wurden erfolgreiche Praxisbeispiele vorgestellt, die einen Schwerpunkt auf das soziale Umfeld legen. Auf prevention.ch sind Bilder, Informationen zur Tagung sowie weitere Informationen zum Thema in einer Sammlung zusammengestellt.

DIVERSES

Jahresbericht Sucht: Die Situation im zweiten Pandemiejahr

Der Jahresbericht Sucht 2021 der Stadt Bern zeigt auf, dass die pandemiebedingten Herausforderungen im Sucht-, Obdachlosen- sowie Armutsbereich auch im Berichtsjahr hoch waren. Dennoch hat eine gewisse Normalisierung stattgefunden und es standen auch wieder vermehrt andere Themen im Fokus.

Deutschland: Dokumentation Sehnsucht nach Rausch

Aufschlussreiche Dokumentation, die sehr unterschiedliche Einblicke gewährt. Beispielsweise welche Rolle die sozialen Medien bei der Beschaffung und bei der Inszenierung von Drogen gerade bei Jugendlichen spielen.  Aber auch das Hilfesystem in Deutschland und einige Suchtbetroffene werden porträtiert.

VERANSTALTUNGEN
Die laufend aktualisierte Agenda mit Veranstaltungen aus dem Suchtbereich finden Sie direkt auf den Seiten von Infodrog.

STELLENANGEBOTE
Beachten Sie auch unsere Stellenangebote, eine Kooperation mit dem Verein sozialinfo.ch

REDAKTION

Deutschschweiz

Dr. Walter Rohrbach