Newsletter | November 2022

NEWS
 November 2022

Mischkonsum und Medikamentenkonsum bei Jugendlichen

Die Situations- und Bedarfsanalyse von Infodrog gibt einen Überblick über das verfügbare Wissen und zeigt Wissenslücken sowie einen Bedarf für die Weiterentwicklung der Präventions- und Suchthilfe-Angebote auf. Eine zentrale Erkenntnis der Analyse ist, dass Jugendliche noch zu wenig von den Angeboten der Prävention erreicht werden und dass es grosse Lücken und Handlungsbedarf bei der Schadensminderung und der therapeutischen Versorgung gibt.

Gesamtbericht 2022 zur Klient:innenzufriedenheit in der Suchtarbeit

Der Gesamtbericht 2022 von QuaTheSI-online zur Klient:innenzufriedenheit in der Suchtarbeit ist verfügbar. Die schweizweite Befragung wurde erstmals mit dem neuen Online-Tool durchgeführt und ausgewertet. Die Resultate zeigen eine hohe Gesamtzufriedenheit mit den Suchtorganisationen, ihren Angeboten sowie den Mitarbeitenden auf.

Faktenblatt: Kiffen, sniffen, spicken & Co. 2022

Seit 2012 wertet Infodrog die Befragung von Konsumierenden psychoaktiver Substanzen aus. Die nicht-repräsentativen Daten stammen aus der «Befragung zum Freizeitdrogen-Konsumverhalten». Die Auswertung bietet Einblick in die Konsumrealitäten von Freizeitdrogenkonsumierenden.

SUCHTPOLITIK

Bundesrat plant Steuer auf nikotinhaltigen E-Zigaretten

Konsument:innen von E-Zigaretten sollen künftig eine Tabaksteuer entrichten müssen. Das sieht die Teilrevision des Tabaksteuergesetzes vor, deren Botschaft der Bundesrat am Mittwoch verabschiedet hat. Die Steuer soll dem geringeren Schädlichkeitspotenzial von E-Zigaretten Rechnung tragen und entsprechend tiefer sein als bei klassischen Tabakzigaretten, wie der Bundesrat mitteilte.

Erleichterte Heroinabgabe für Suchterkrankte auch nach der Pandemie

Menschen mit einer Suchterkrankung hatten während der Coronazeit besondere Regelungen (bis zu sieben Tagesdosen in Tablettenform mit nach Hause zu nehmen) bei der Abgabe des Heroins. Damit seien gute Erfahrungen gemacht worden, heisst es bei den Abgabestellen. Der Bundesrat schlägt deshalb vor, diese neue Regelung zu übernehmen.

Gesetzgebung bei psychoaktiven Substanzen: Tool zum Vergleich der Länder

Wie gehen die Gesetze der Länder mit Straftaten im Zusammenhang mit Drogenkonsum, Besitz für den persönlichen Gebrauch oder dem Handel um? Mit dem Online-Tool «Penalties at a glance» der EBDD (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht) können Sie einfach die rechtlichen Ansätze verschiedener Länder vergleichen. Die Schweiz wurde kürzlich in das Tool aufgenommen, wodurch sich die Gesamtzahl der Länder auf 40 erhöht.

Deutschland: Kabinett für Cannabislegalisierung

Die Bundesregierung hat Eckpunkte zur Cannabis-Legalisierung in Deutschland beschlossen. Das Bundeskabinett hat die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zur Legalisierung von Cannabis gebilligt. Seine Eckpunkte zum geplanten Gesetz sehen vor, Erwerb und Besitz bis zu einer Höchstmenge von 20 bis 30 Gramm Genusscannabis zum Eigenkonsum im privaten und öffentlichen Raum straffrei zu lassen.

Deutschland: Positionspapier zum Thema Mediensucht

Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) und die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (BAJ) fordern vor dem Hintergrund sich wandelnder Jugendkulturen sowie der anhaltenden Bedeutungszunahme digitaler Medien für Kinder und Jugendliche einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit dem Begriff der Mediensucht.

Biden entkriminalisiert Marihuana-Besitz

Der US-Präsident erfüllt ein Wahlversprechen: Joe Biden kündigt die Begnadigung all jener an, die auf Bundesebene wegen einfachen Marihuana-Besitzes verurteilt wurden. Eine Vorstrafe wegen Marihuana-Besitzes erschwere vielen Menschen den Zugang zu einem Job, einer Wohnung und Bildungsmöglichkeiten, führte der US-Präsident weiter aus.

ALKOHOL

Mindful Drinking: die neue Nüchternheit

Immer mehr Menschen verzichten ganz oder teilweise auf Alkohol. Ist das Trinken bald genauso out wie das Rauchen? Die Frage betreffend dem Alkoholverzicht stellen sich offenbar immer mehr Menschen, vor allem junge, urbane  – und auffällig viele Frauen. Sie vernetzen sich auf Instagram und bleiben gemeinsam nüchtern, etwa im #DryJanuary. Gerade befinden wir uns im #SoberOctober – dem nüchternen Oktober.

Oktoberfest: Kollateralschäden und sexuelle Übergriffe

Sexuelle Belästigungen und Übergriffe sind auf dem Münchner Oktoberfest kein Einzelfall. Insgesamt 31 Sexualdelikte verzeichnete die Polizei allein in der ersten Wiesn-Woche. Vor allem verbale und körperliche Belästigung sind ein Problem und immer wieder kommen gerade Frauen und Mädchen in Situationen, in denen sie sich alles andere als wohlfühlen. Ausserdem gibt es diverse Kollateralschäden des Bierkonsums.

WEITERE SUBSTANZEN & SUBSTANZÜBERGREIFENDE INFOS

Peter Gasser, Psychotherapeut: «LSD macht keine Genies»

Taxiert als «geistige Atombombe», wurde LSD in der Folge der bewegten Sechzigerjahre verboten. Zu Unrecht, sagt Peter Gasser. Der Psychotherapeut und Psychiater erforscht seit 15 Jahren, wie LSD auf die menschliche Psyche wirkt. In «Focus» räumt Gasser Halbwahrheiten über «die Substanz» aus dem Weg und spricht über das Spannungsfeld von Microdosing als Gehirntuning und hilfreichem Medikament für die angeschlagene Psyche.

Drogen mitten im Quartier: Das Crack-Problem in Genf

Genf hat ein Crack-Problem. Seit Anfang Jahr hat sich der Handel und der Konsum der Droge rasant verbreitet. Die Genfer Politik diskutiert intensiv darüber, wie mit den Suchterkrankten umzugehen sei. Denn das Problem ist auf den Strassen schnell sehr offensichtlich geworden.

VERHALTENSSÜCHTE

Studie: Online-Interventionen für Verhaltenssüchte

Internetbasierte Interventionen bei Verhaltenssüchte haben potenzielle Vorteile gegenüber einer persönlichen Therapie: die Zugänglichkeit, die wahrgenommene Anonymität und die geringeren Kosten. Die Universität Zürich hat 29 Studien hinsichtlich ihrer Merkmale und der Wirksamkeit der Interventionen systematisch ausgewertet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich durch Interventionen beim exzessiven Computerspielen positive Effekte ergeben.

Magersüchtige Jugendliche warten teils monatelang auf Therapie

Seit Beginn der Pandemie leiden mehr Kinder und Jugendliche unter Essstörungen. Eine schweizweite Umfrage der «Rundschau» zeigt: Spezialisierte Praxen und Therapeutinnen sind rar – und derart ausgebucht, dass die Betroffenen teils monatelang auf einen Termin warten müssen.

SCHADENSMINDERUNG

«Neu dürfen auch Psychiater:innen Hepatitismedikamente verschreiben»

PD Dr. med. Philip Bruggmann, Co-Chefarzt Innere Medizin, Zentrum für Suchtmedizin Arud und Präsident von Hepatitis Schweiz, plädiert dafür, Patient:innen während einer stationären psychiatrischen Behandlung auf eine Hepatitis-C-Infektion zu testen. Sollte eine Therapie nötig sein, dürfen neu auch Psychiater:innen, analog zu den Hausärzt:innen, HCV-Medikamente verschreiben.

Pilotprojekt Drug Checking in Lausanne

Im Rahmen eines einjährigen Pilotprojekts wird ab Donnerstag in Lausanne eine wöchentliche Drug-Checking-Sprechstunde eröffnet. Sie wird jeden Donnerstag von 17.00 bis 20.00 Uhr im Zentrum von Lausanne (Pôle Sud) ihre Türen öffnen. Die Eröffnung ist Teil der kantonalen Strategie des Kantons Waadt zur Bekämpfung des Drogenkonsums und -handels.

FORSCHUNG & STATISTIK

Deutschland Studie: Psychische Gesundheit und Substanzkonsum während 1. Lockdown

Die Forschenden kommen zum Schluss, dass der Alkohol-, Nikotin- und THC-Konsum bei den meisten Konsument:innen während des Lockdowns nicht zugenommen hat. Allerdings gibt es Untergruppen mit erhöhtem Substanzkonsum. Die Forschenden gehen davon aus, dass Personen, die während des Lockdowns unter größeren psychischen Belastungen leiden, anfälliger für einen erhöhten Konsum waren um mit den negativen Emotionen umzugehen.

Studie: Eltern beeinflussen das Trinkverhalten der Kinder

Eine Studie hat ergeben, dass Kinder das Trinkverhalten von Erwachsenen schon in jungen Jahren verinnerlichen können, obwohl sie selbst erst im Jugendalter Alkohol trinken. Die in den Niederlanden durchgeführte Studie befragte 329 Kinder, die anhand einer elektronischen Aufgabe alkoholische Getränke einer Reihe von Personen zuordneten.

DIVERSES

Leitfaden zur stigmafreien Mediendarstellung von Menschen mit Suchtkrankheiten

In diesem Leitfaden wurden Empfehlungen für eine angemessene und diskriminierungsfreie Medienberichterstattung über Abhängigkeitserkrankungen und von ihnen betroffene Personen zusammengetragen. Der Leitfaden ist das Ergebnis eines wissenschaftlichen Projekts unter Einbeziehung verschiedener Perspektiven und Akteure.

Suchterkrankungen sind IV-relevant; oder doch nicht?

Abhängigkeitserkrankungen sind in der Invalidenversicherung wie alle anderen psychischen Erkrankungen zu behandeln und dürfen nicht mehr von Vornherein unberücksichtigt bleiben. Dieser Grundsatz sollte nach einem Leitentscheid des Bundesgerichts mittlerweile klar sein. Der Beitrag stellt jedoch fest, dass die Praxis der Rechtsprechung noch hinterherhinkt.

Movember – Schnurrbärte für die Männergesundheit

Jedes Jahr im November lassen sich Männer auf der ganzen Welt einen Schnurrbart wachsen, um auf Themen der Männergesundheit aufmerksam zu machen. Hinter der Aktion steht die internationale Stiftung Movember, die mit dieser jährlichen Aktion auch Spenden für die Forschung sammelt. Anlässlich des «Movembers» stellt prevention.ch Beiträge rund um die Männergesundheit zusammen.

Bericht: Lebenskompetenzen Jugendlicher

Ein neuer Bericht untersucht die Lebenskompetenzen Jugendlicher im Rahmen des Interventionsprogramms feel-ok.ch und zeigt beispielsweise auf, wo Lehrpersonen und Jugendliche Kompetenzen unterschiedlich bewerten. feel-ok.ch ist ein Angebot der Schweizerischen Gesundheitsstiftung RADIX in Zusammenarbeit mit 40 Fachorganisationen. Junge Menschen können sich seit 2001 selbstständig auf feel-ok.ch zu den Themen Sucht, psychischer Gesundheit, körperlicher Gesundheit und Entwicklungsaufgaben informieren.

Wird die Kleinbasler Klybeckstrasse zum Drogen-Hotspot?

Die Klybeckstrasse im Kleinbasel ist bekannt dafür, dass dort Drogen verkauft und konsumiert werden. Einzelne Geschäfte sagen nun, das Problem habe sich seit der Pandemie verschärft. Die Basler Polizei teilt diese Ansicht nicht. Es gäbe bisher nicht mehr Drogendelikte und Beschwerden von Anwohnern.

VERANSTALTUNGEN
Die laufend aktualisierte Agenda mit Veranstaltungen aus dem Suchtbereich finden Sie direkt auf den Seiten von Infodrog.

STELLENANGEBOTE
Beachten Sie auch unsere Stellenangebote, eine Kooperation mit dem Verein sozialinfo.ch

REDAKTION

Deutschschweiz

Dr. Walter Rohrbach