Newsletter | Oktober 2024

NEWS
Oktober 2024

Faktenblatt Kiffen, sniffen, spicken & Co.: Medikamenten- und Medikamenten­mischkonsum bei Jugendlichen immer noch verbreitet

Das Faktenblatt zur Auswertung der «Befragung zum Freizeitdrogen-Konsumverhalten» liefert eine kurze Übersicht über die wichtigsten Erkenntnisse aus dem gleichnamigen Bericht. Grafiken und kurze Texte zu Konsumhäufigkeit, zu soziodemographischen Angaben der Teilnehmenden der Befragung sowie zu Problemen im Zusammenhang mit dem Konsum von psychoaktiven Substanzen sind im Faktenblatt übersichtlich dargestellt.

Revision der QuaTheDA-Norm 2028: Erste Informationen

Die nächste Revision der QuaTheDA-Norm ist im Jahr 2028 geplant. Um die Bedürfnisse und Verbesserungs­vorschläge im Feld der Suchtarbeit frühzeitig einzubeziehen, hat Infodrog im Februar 2024 eine Zufriedenheitsbefragung unter Suchtorganisationen und den kantonalen Suchtbeauftragten durchgeführt. Die Umfrage­ergebnisse und der bevorstehende Revisions­prozess finden Sie zusammengefasst im Faktenblatt.

SafeZone.ch – Factsheet: 2100 beratene Personen, 10200 Selbsttests

Das Beratungsangebot von SafeZone.ch wurde 2023 täglich im Schnitt 12 Mal in Anspruch genommen (ca. fünf Neuanfragen und sieben Folgeanfragen pro Tag). Der Selbsttest wurde 10 200 Mal durchgeführt; die öffentlichen Fragen und Antworten wurden 34 000 Mal aufgerufen. Weitere Zahlen finden Sie im aktuellen Factsheet.

Lancierung der Kampagne Know Your Choice - neue Website und Sensibilisierungs­kampagne in sozialen Netzwerken für Jugendliche

Infodrog lanciert im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) eine Sensibilisierungskampagne zum Thema Substanzkonsum bei Jugendlichen (15-20 Jahre) in der Romandie. Die Webplattform www.knowyourchoice.ch bietet Informationen zu den Wirkungen und Risiken von Substanzen wie Tabak und Nikotin, Cannabis, Alkohol und Medikamenten, Botschaften zur Schadensminderung, Selbst­einschätzungstests sowie Online- und Präsenzhilfeangebote. Parallel dazu startet im Oktober 2024 eine Kampagne in den sozialen Netzwerken (TikTok und Instagram).

Anlässlich der Jubiläums­ausgabe 50 Jahre SuchtMagazin: vier Kurzvideos zu Suchtpolitik, Schadens­minderung, Sucht­hilfe und Sucht­prävention

Zum 50 Jahre Jubiläum des SuchtMagazin haben wir verschiedene Gesprächsdialoge organisiert. Unter anderem haben wir mit unseren Gästen über die Suchthilfe, die Schadens­minderung, die Suchtprävention und die Suchthilfe gesprochen. Wir haben diese Gespräche aufgezeichnet und einige Ausschnitte präsentieren wir Ihnen. Das gesamte Gespräch können Sie in der Jubiläumsausgabe lesen.

SUCHTPOLITIK

Der Ständerat muss in der Herbstsession die Verfassung respektieren

Der Trägerverein der Volksinitiative «Kinder Ohne Tabak» fordert den Ständerat auf, die Mehrheitsanträge seiner Kommission zu korrigieren und zum Schutz der Kinder und Jugendlichen sicherzustellen, dass die Gesetzesartikel zu mobilem Verkaufspersonal und zur Verkaufsförderung für Zigarren und Zigarillos endlich verfassungskonform umgesetzt werden: «Diese Anträge der Gesundheitskommission widersprechen dem von Volk und Ständen erteilten Verfassungsauftrag und müssen vom Ständerat unbedingt korrigiert werden».

Opioidkrise im Wahlkampf: Die entscheidende Frage geht unter

In Zeitungsberichten, in Studien, auf Netflix: Überall scheint die Opioidkrise Thema zu sein – ausser im US-Wahlkampf. Der Experte Daniel Skinner, Professor für Gesundheitspolitik an der Ohio University erklärt, weshalb das politisch klug, aber menschlich traurig ist. Denn er befürchtet, dass sich das Stigma dadurch wieder verstärkt und so unzählige Familien im Stillen leiden.

TABAK | NIKOTIN

Projekt VapeAware geht in die aktive Phase

Im Rahmen das VapeAware-Projekts sollen Eltern und Familien mit einem Migrationsbackground über die Gefahren und Risiken von Vaping aufgeklärt werden. Mit Interventionen in über 10 Sprachen wird dabei die Prävention in Migrationsgemeinschaften gestärkt. Nun geht das Projekt in die aktive Phase über. In den kommenden Monaten sollen ca. 300 HSK-Lehrpersonen und ca. 2000 Eltern mit Migrationsbackground erreicht, geschult und befähigt werden.

Tabakgesetz ab 1. Oktober

Das Tabakproduktegesetz (TabPG) ist ab dem 1. Oktober 2024 gültig. Es regelt alle Tabak- und Nikotinprodukte (inklusive E-Zigaretten, Nikotin Pouches bzw. tabakfreier und nikotinhaltiger Snus, etc.) in einem Gesetz und führt schweizweit ein einheitliches Verkaufsalter von 18 Jahren ein. Ebenfalls gibt es leichte Anpassungen bei der Werbung.

GLÜCKSSPIEL | GELDSPIEL

Wenn das Handyspiel des Sohnes 900 Franken kostet

Kranksein ist langweilig. Vor einem Jahr vertrieb sich deshalb der damals 7-jährige Aleks Rygalik aus dem Kanton Zürich die Zeit im Bett mit einem Spiel auf einem Tablet. Er gestaltete sich im Spiel «Sword Melter» ein Schwert und wandelte damit durch verschiedene Welten. Um besser zu werden, kaufte Aleks regelmässig Zusatzfunktionen – insgesamt hatte er 890 Franken ausgegeben. Die Gaming-Branche hat sich zunehmend auf Smartphones verlagert. Das hat laut SRF-Digitalredaktor Guido Berger verändert, wie die Spielehersteller Geld verdienen können.

Glücksspiel für Kinder? – Wie FIFA & Co an Kids verdienen

Paul spielt leidenschaftlich FIFA, das berühmte Fußballsimulationsspiel von Electronic Arts (EA). Dort tritt er online gegen Andere an. Der Schlüssel zum Erfolg in diesem Spiel liegt in der Qualität der Spieler: Top-Stars wie Mbappé, Messi und Ronaldo sind besonders begehrt. Um in FIFA an hochkarätige Spieler zu gelangen, setzt Paul auf das Öffnen von sogenannten Lootboxen. Die Dokumentation zeigt auf, was daran problematisch ist.

«Kassensturz»-Spezial – Handysucht bei Jugendlichen

Die TV-Sendung «Kassensturz» berichtet über Kinder und Jugendliche, die im Sog von Social Media fast nicht mehr vom Bildschirm loskommen. Die Sondersendung zeigt, wie Eltern ihre Kinder schützen können und diskutiert ein Handyverbot an Schweizer Schulen. Auch wird aufgezeigt, mit welchen Tricks TikTok, Instagram und Co. junge Menschen an sich fesseln, und wie Eltern Kinder und Jugendliche besser schützen können.

WEITERE SUBSTANZEN & SUBSTANZÜBERGREIFENDE INFOS

Fentanyl: die Angst vor vielen Drogentoten in der Schweiz

Die Bilder, die aus den USA kommen, schockieren auch in Europa: Hunderte Menschen, die auf dem Boden sitzen oder liegen oder gekrümmt dastehen. Die meisten konsumieren Fentanyl. Basel will dem entgegenwirken und das Drogenmonitoring auf synthetische Opioide ausweiten. Dafür will der Kanton mit Betroffenen, Polizei und «Drug Checking» zusammenarbeiten.

Kokainauswertung DIZ: 2. Quartal 2024

Das Drogeninformationszentrum (DIZ) veröffentlicht vierteljährlich Auswertungen zu den getesteten Kokain-Proben. Dies als Ergänzung zu den Jahresauswertungen und zur Sensibilisierung auf spezifische Risiken beim Konsum von Kokain. In den ersten beiden Quartalen des Jahres 2024 wurden im DIZ und bei mobilen Drug Checkings in Zürich 586 als Kokain deklarierte Proben zur Analyse abgegeben (Q1: 314 Proben, Q2: 272 Proben). Der Kokaingehalt in den Proben ging dabei im Vergleich zu 2023 deutlich zurück, von 86.9 % im 2023 zu 84 % im Q1 2024 und 79.6 % im Q2 2024.

FORSCHUNG & STATISTIK

Studie Schweizer Jugendliche: Konsumkombination und Interventionen

Eine aktuelle Studie weist auf die Kombination von Alkohol mit Cannabis und/oder anderen Substanzen (z. B. Benzodiazepine oder harte Drogen) bei Schweizer Jugendlichen hin. Auch zeigt die Untersuchung, dass die formellen Unterstützungs- und Beratungsangebote von den Jugendlichen als wenig einfühlsam und wenig relevant wahrgenommen werden. Deshalb sollten künftige Interventionen unbedingt die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen berücksichtigen und nicht nur darauf abzielen, den Substanzkonsum zu reduzieren, sondern auch die umfassenderen psychosozialen Faktoren angehen.

Bericht Deutschland: Finanzierung der Suchtberatungsstellen zeigt gravierende Missstände

Ein Bericht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zur Finanzierung der Suchtberatungsstellen zeigt alarmierende Ergebnisse. Schliessungen von Suchtberatungsstellen sind bereits erfolgt, weitere Schliessungen stehen bevor. Dreiviertel der öffentlich finanzierten Suchtberatungsstellen in Deutschland können ihre Kosten in diesem Jahr nicht decken. Von einem Defizit ihrer Angebote bis zu 20 % berichten über die Hälfte der Befragten. Ein Drittel der befragten Einrichtungen liegt sogar darüber.

Studie: Alkoholsteuer und Gesundheitseffekte

Über die Auswirkungen einer Änderung der Alkoholsteuerstrukturen ist bisher wenig bekannt. Eine aktuelle Studie hat die möglichen Auswirkungen in verschiedenen Modellen für England untersucht und kommt zum Schluss: Alkoholsteuerstrukturen, die auf dem Alkoholgehalt basieren, ermöglichen es der Steuerpolitik, die öffentliche Gesundheit gezielt zu verbessern. Eine Anhebung der Steuersätze für die am niedrigsten besteuerten Biere und Apfelweine, die von denjenigen bevorzugt werden, die schädliche Mengen an Alkohol konsumieren, könnte allerdings einen wesentlich grösseren Nutzen für die öffentliche Gesundheit bringen und gesundheitliche Ungleichheiten verringern.

Forschungsbericht: Zunahme von Neurenten aufgrund Suchterkrankung

Ein Forschungsbericht zeigt die Entwicklung bei den Neurenten von Suchterkrankten auf, wo ab 2019 eine signifikante Zunahme von als Suchterkrankungen codierten Neurenten festzustellen ist. Im Juli 2019 hielt ein Bundesgerichtsurteil fest, dass Suchterkrankungen bei der Invaliditätsbemessung dieselbe Relevanz zukommt, wie anderen fachärztlich diagnostizierten psychischen Erkrankungen und dass das strukturierte Beweisverfahren auch hier zur Anwendung kommt.

Schweden: Studie zur Drogenkriminalisierung

Der Drogenkonsum wurde 1988 in Schweden kriminalisiert, die Kriminalisierung ist dabei nie evaluiert worden. Dies hat eine aktuelle Studie gemacht und kommt zum eindeutigen Schluss: Die Kriminalisierung hat weder zu einem geringeren oder teureren Drogenangebot führt, noch zu einem Rückgang des Konsums, des problematischen Drogenkonsums oder des Bedarfs an medizinischer Versorgung, noch zu weniger drogenbedingten Todesfällen. Die meisten Indikatoren zeigen vielmehr das Gegenteil. Die Kriminalisierung erweist sich gemäss Autor:innen als unwirksames, teures und schädliches Mittel im Umgang mit dem Drogenproblem.

SCHADENSMINDERUNG

Umgang mit Substanzkonsum am Bahnhof Brugg/Windisch

Die Gemeinden Brugg und Windisch, in denen seit einiger Zeit eine mittlere bis grössere Drogenszene im öffentlichen Raum besteht, haben Infodrog im Herbst 2023 beauftragt, eine Bestandesaufnahme durchzuführen und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Dazu führte Infodrog eine Befragung von 90 Fachpersonen/Einwohner:innen und 40 Betroffenen durch.

WOHNEN

Wohnungslosigkeit trifft auf Wohnungsnot

In Nordamerika und einigen europäischen Ländern erweist sich «Housing First» als erfolgreiche Form der Wohnungshilfe. Doch lässt sich das Modell auch in Schweizer Städte wie Zürich integrieren? Diese Frage adressiert ein Artikel in der aktuellen Ausgabe des Magazins Sozial der ZHAW.

Alt und obdachlos

Mehr als jeder dritte Obdachlose ist über 50 Jahre alt, Tendenz steigend. Menschen wie sie altern schneller und werden häufig früher pflegebedürftig. Passende Anlaufstellen gibt es bisher kaum. Ein neuer Notpflegedienst am Hamburger Hauptbahnhof will das ändern. Alte und hilfsbedürftige Obdachlose können sich dort kostenlos und ohne Termin versorgen lassen. Der frühere Weinhändler Manu Mattern ist seit über zehn Jahren wohnungslos. Der 62-Jährige hat chronische Wunden an den Beinen und ist auf regelmäßige Verbandswechsel angewiesen.

PROJEKTE | KAMPAGNEN

10. September: Welttag der Suizidprävention

Täglich sterben in der Schweiz zwei bis drei Personen durch Suizid, jährlich versuchen sich 33'000 Personen das Leben zu nehmen. Für Angehörige und Nahestehende haben Suizidfälle extrem belastende Folgen. Suizid und Suizidversuche sind ein häufig unterschätztes Problem der öffentlichen Gesundheit. Der Welttag der Suizidprävention soll in der Öffentlichkeit auf die weitgehend verdrängte Problematik von Suizid und die Möglichkeiten der Prävention aufmerksam machen.

Welttag zur Fetalen Alkoholspektrumstörung

Der 9. September macht die Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD) zum Thema. Beeinträchtigungen durch Alkohol bei Ungeborenen kommen häufig vor. Sie sind z. T. gravierend, aber kaum als solche bekannt. Sucht Schweiz setzt sich für die Früherkennung ein, um Betroffenen zu helfen und Folgeprobleme zu vermeiden. Der Podcast Apropos des Tagesanzeigers hat zudem zwei betroffene Familien getroffen.

DIVERSES

Empfehlungen zur medialen Darstellung von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen

Das Bild, das sich die Öffentlichkeit von Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung macht, wird stark durch die öffentliche Berichterstattung geprägt. Um die gesellschaftlich vorherrschende Voreingenommenheit und die Stigmatisierung gegenüber Betroffenen zu reduzieren, hat der Fachverband Sucht Empfehlungen für eine angemessene und diskriminierungsfreie Medienberichterstattung publiziert.

Podcast: Zucker - unsere versteckte Sucht?

Können wir von Zucker süchtig werden? Oder ist Zucker gar eine Droge? Genau diese Fragen werden in der Podcast-Folge geklärt. Dafür schaut der Podcast Psychoaktiv im ersten Schritt das Thema Zucker im Kontext unserer Ernährung genauer an und taucht dann in die Sucht- und Drogen-Theorie ab. Ausserdem geht ein Artikel zum Podcast auf das Thema  Süssstoffe ein.

Kanada: KI basiertes Social Reporting Instrument

Das Canadian Centre on Substance Use and Addiction (CCSA) und das DaTALab der Universität York haben ein Tool entwickelt, das bei der Suche nach den gewünschten Informationen unterstützt. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) identifiziert das Tool Beiträge auf X (ehemals Twitter), die von öffentlichen Gesundheits- und Strafverfolgungsbehörden in ganz Kanada verfasst wurden und sich auf neue Trends, Risiken und Schäden des Drogenkonsums beziehen. Das Tool kann nach bestimmten Begriffen suchen, nach Provinz oder Territorium filtern und die Ergebnisse in praktischen Tabellen- und Kartenformaten anzeigen.

VERANSTALTUNGEN
Die laufend aktualisierte Agenda mit Veranstaltungen aus dem Suchtbereich finden Sie direkt auf den Seiten von Infodrog.

STELLENANGEBOTE
Beachten Sie auch unsere Stellenangebote, eine Kooperation mit dem Verein sozialinfo.ch

REDAKTION

Deutschschweiz

Dr. Walter Rohrbach