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Blended Counseling

Blended Counseling bezeichnet die systematische und passgenaue Kombination von digitalen und analogen Beratungssettings (Hörmann et al., 2023). Konkret bedeutet dies, dass ein Beratungsprozess in mehr als einem Setting – medial unterstützt – verwirklicht wird. Die spezifischen Vorzüge der jeweiligen Beratungssettings werden derart vereint, sodass ein massgeschneidertes Angebot resultiert, welches den Bedürfnissen und dem Hilfebedarf der Klient:innen bestmöglich entspricht. Verwandt damit ist der Begriff «Enriched Counseling» – dieser bezeichnet die Integration digitaler Medien in das Face-to-face-Setting ohne vollständigen Wechsel des kommunikativen Settings.

Blended Counseling wurde in der Suchthilfe in der Schweiz erstmals 2018 systematisch erprobt und beforscht (Hörmann et al., 2019). Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um Wirkpotenziale besser zu kennen. Gemäss dem aktuellen Kenntnisstand aus Forschung und Praxis bringt die Kombination einen konkreten Mehrwert: Online-Erstkontakte erleichtern den Weg in die Beratung, Beratungsbeziehungen werden intensiviert, die Nachsorge verbessert und durch flexible Angebote kann besser auf die Bedürfnisse derjenigen Klient:innen eingegangen werden, die nicht regelmässig zur Beratung vor Ort kommen können.

Nachdem die Online-Beratungsangebote der Pionierphase in der Regel als eine eigenständige Form der Beratung verstanden und als separater Kanal konzipiert wurden, verschob sich der Fokus zunehmend auf den praktischen Nutzen des «Sowohl-als-auch». Hintergrund ist der umfassende digitale Wandel und die zunehmende Verschmelzung von analoger und digitaler Kommunikation in privaten und öffentlichen Lebensräumen. Diese Entwicklungen eröffnen auch im Suchtbereich neue Möglichkeiten, um die Beratungsangebote und die Beratungskonzepte zu erweitern und flexibler zu gestalten. Gleichzeitig werfen sie neue Fragen auf und stellen die Fachorganisationen wie auch die Berater:innen vor neue Herausforderungen, zum Beispiel in Bezug auf die Implementierungsprozesse auf der organisationalen Ebene, den notwendigen Kompetenzerwerb und die Qualitätssicherung, die Flexibilisierung der Erreichbarkeit, die beraterische Vertraulichkeit, den Datenschutz und die geeignete Technikwahl.

[zuletzt aktualisiert am 11.08.2023]

Quellen

Camenzind, G./Hörmann, M./Silfverberg, M. (2023): Medienkompetenz Blended Counseling. Ein Modell. Tübingen: dgvt-Verlag.

Engelhardt, E.M. (2018): Lehrbuch Onlineberatung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Verlag.

Hörmann, M./Aeberhardt, D./Flammer, P./Tanner, A./Tschopp, D./Wenzel, J. (2019): Face-to-Face und mehr – neue Modelle für Mediennutzung in der Beratung. Olten: Hochschule für Soziale Arbeit und Hochschule für angewandte Psychologie, FHNW. https://www.blended-counseling.ch/wp-content/uploads/sites/56/2020/06/2019_Face_to_Face_und_mehr_Schlussbericht_FHNW.pdf, Zugriff 28.03.2022

Hörmann, M./Flammer, P./Höchner, M. (2020): Konzeptionelle Fundierung der Weiterentwicklung des Portals SafeZone. Olten: Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. https://www.prevention.ch/files/publicimages/Studie_SafeZone_HSA_FHNW_2020.pdf, Zugriff 28.03.2022

Hörmann, M./Tschopp, D./Wenzel, M. (2023): Digitale Beratung in der Sozialen Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer.

Zitiervorschlag

Infodrog (JJJJ). Blended Counseling. Präventionslexikon: https://www.infodrog.ch/de/wissen/praeventionslexikon/blended-counseling.html, Zugriff 25.04.2024.

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