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Online-Beratung

Der Sammelbegriff Online-Beratung bezeichnet helfende Interaktionen und Beratungsprozesse, die medial über internetbasierte Kommunikationstechnologien vermittelt werden. Der Begriff schliesst persönliche Informationsvermittlung sowie prozessorientierte Beratung und Begleitung ein. Je nach Zielgruppen-Adressierung und Medienwahl findet die Beratungs-Kommunikation entweder zeitgleich (z. B. Live-Chat oder Video-Telefonie) oder zeitversetzt (z. B. gesichertes E-Mail), im Einzel- oder Gruppensetting, in einem nicht-öffentlichen Raum oder teils auch öffentlich (z. B. Forenberatung) statt. Online-Beratung setzt medienspezifische Fertigkeiten, technisches Know-how sowie spezifische textliche Sprachkompetenzen voraus (empathisches Textverständnis, Fertigkeiten des analytischen Lesens und adressat:innenorientierten Schreibens). Institutionelle und behördliche Anbieter von Online-Beratung müssen den Schutz und die Sicherheit der Personendaten, die im Rahmen einer Online-Beratung übermittelt, gespeichert oder bearbeitet werden, gewährleisten. Dies erfordert technische und organisatorische Massnahmen, vertragliche Regelungen und eine besondere Sorgfalt im Umgang mit den Daten in der Beratungspraxis.

Gerade durch die spezifischen Aspekte des Online-Settings (z. B. Kommunikation über geschriebene Sprache ohne weitere Sinneseindrücke; Beratung «aus sicherer Distanz») fällt es Ratsuchenden häufig leichter, sich über tabuisierte und schambesetzte Themen auszutauschen («Desinhibition-Effect»). In der Fachwelt besteht ein Expert:innen-Konsens, dass anonyme Online-Beratungsangebote den Weg in die Beratung erleichtern und somit die Reichweite der Hilfsangebote erhöhen können. Die Wirksamkeit von Online-Beratung konnte in zahlreichen Studien belegt werden, wobei die Befundlage je nach Art des Angebots und je nach Ziel- oder Klient:innengruppe differentiell betrachtet werden muss. Empirische Evidenz (randomisiert-kontrollierte Studien; Metastudien) liegt vor allem für die Wirksamkeit von strukturierten psychologischen Online-Therapieprogrammen vor. Hinsichtlich der psychosozialen Online-Beratung in Form einer offenen textbasierten Beratung ohne fest strukturierten Interventionsrahmen, ist die Befundlage ebenfalls vielversprechend.

Nachdem die Online-Beratungsangebote der Pionierphase (1995-2005) in der Regel ergänzend zu Face-to-face-Beratung als eine eigenständige Form der Beratung verstanden und als separater Kanal konzipiert wurden, verschob sich der Fokus zunehmend auf den praktischen Nutzen des «Sowohl-als-auch» respektive die Kombination von Präsenzberatung und Distanzberatung. Einen fachlichen Rahmen hierzu liefern Konzepte des Blended Counseling oder des Enriched Counseling, welche bei lokalen Suchtfachstellen in der Schweiz erstmals 2018 systematisch in der Praxis erprobt wurden. Erfolgt die Kombination von analogen und digitalen Beratungssetting systematisch und zielgerichtet, dann spricht man von Blended Counseling. Enriched Counseling bezeichnet die Integration digitaler Medien in das Face-to-face-Setting ohne vollständigen Wechsel des kommunikativen Settings.

[erstellt am 21.01.2022]

Quellen

Engelhardt, E.M. (2018): Lehrbuch Onlineberatung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Verlag. Hörmann,

M./Aeberhardt, D./Flammer, P./Tanner, A./Tschopp, D./Wenzel, J. (2019): Face-to-Face und mehr – neue Modelle für Mediennutzung in der Beratung. Olten: Hochschule für Soziale Arbeit und Hochschule für angewandte Psychologie, FHNW.

Knatz, B./Dodier, B. (2003): Hilfe aus dem Netz. Theorie und Praxis der Beratung per E-Mail. Stuttgart: Klett-Cotta-Verlag.

Schlapbach, M./Ettlin, R./Spiess M./Ruflin R. (2018): Anwendung von Wirkfaktoren in der Emailberatung von SafeZone.ch – Schlussbericht. Bundesamt für Gesundheit (Hrsg.). Bern: Bundesamt für Gesundheit.

Zitiervorschlag

Infodrog (JJJJ). Online-Beratung. Präventionslexikon: https://www.infodrog.ch/de/wissen/praeventionslexikon/online-beratung.html, Zugriff 29.03.2024.

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