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Peer | Peer Involvement

Der Begriff Peer oder Peergruppe bezeichnet Menschen, die durch gleiche Altersgruppe, gleichen sozialen oder kulturellen Hintergrund, gleiche Vorlieben und Einstellungen gekennzeichnet sind.

Im Suchtbereich können die gemeinsamen Merkmale die konsumierte Substanz oder Verhaltensweise (aktuell oder in der Vergangenheit), Konsumformen, sozio-ökonomische Situation, Ausbildung, Aspekte der Diversität (Alter, Geschlecht, Elternschaft, Migrationshintergrund,) sowie der Gesundheitszustand (Abhängigkeit, HIV, Hepatitis, psychische Probleme usw.) sein. Die Heterogenität der Peers im Suchtbereich ist gross. Sie reicht von sozial engagierten, beruflich integrierten jungen Menschen ohne problematischen Substanzkonsum, die sich in Nightlifeprojekten engagieren bis zu älteren, langjährig Konsumierenden mit einer Abhängigkeit, die regelmässig niederschwellige Suchthilfeeinrichtungen nutzen.

Die Einbindung von Peers im Suchtbereich, das sogenannte Peer Involvement ist eine praxisbezogene Antwort auf Bedürfnisse der betroffenen Menschen und der öffentlichen Gesundheit. Grundlage dafür sind sowohl sozial- als auch verhaltenspsychologische Theorien. Studien zeigen, dass die verschiedenen Formen der Peer-Arbeit (Peer Education, Peer Counseling) bei der Zielgruppe eine Verhaltensänderung oder mindestens ein Bewusstsein für die Problematik bewirken können und ihnen so das Gefühl der Selbstbestimmung über ihren mentalen und körperlichen Zustand zurückgeben. In der Tat ist Peer Involvement ein Instrument zur Gesundheitsförderung und zum Empowerment. Dieses zielt im Sinne der Ottawa-Charta «auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Mass an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen». Dabei gilt es, zum einen die spezifischen Bedürfnisse der betroffenen Gruppen und zum anderen die Ressourcen in den Blick zu nehmen, die genutzt werden können, um die angestrebten Ziele zu erreichen.

Beratung durch Peers (Peer Counseling) umfasst die Unterstützung einer Person mit Risikoverhalten, Verhaltensproblemen oder sozialen Schwierigkeiten durch eine Person, die diese Art von Problemen bereits durchlebt und bewältigt hat. Beratung impliziert den persönlichen Kontakt und dreht sich häufig um Themen wie: Information, Unterstützung und Beratung bei persönlichen Krisen oder Substanzgebrauch, Abhängigkeit; Beratung zu Safer Sex und Safer Use zur Minimierung von Risiken und gesundheitlichen Folgeschäden. Für die Peers ist dies ein anspruchsvoller Ansatz, da er ein hohes Mass an Energie und Kompetenzen erfordert. Eine entsprechende professionelle Unterstützung ist hierbei Grundvoraussetzung.

Die Schulung durch Peers (Peer Education) bedeutet, dass geschulte Mitglieder einer bestimmten Gruppe den Auftrag haben, eine Verhaltensänderung oder ein erhöhtes Bewusstsein bei anderen Mitgliedern derselben Gruppe hervorzurufen. Dazu wird konkret eine Peer-Gruppe in einem bestimmten Themenbereich ausgebildet (z. B. sauberes Injizieren oder Risiken beim Konsum synthetischer Drogen, Awareness). Diese Gruppe informiert anschliessend die anderen Mitglieder über dieses Thema. Mit diesem Ansatz wird ein Multiplikatoreffekt erzeugt: Ein Gruppenmitglied (Peer) übermittelt Wissen an andere Gruppenmitglieder, die es ihrerseits wiederum an andere weitergeben. Auf diese Weise vervielfältigt sich das Wissen innerhalb der Zielgruppe.

Quellen:

Infodrog (Hrsg.) (2014): Arbeit mit Peers im Suchtbereich in der Schweiz. Leitfaden. Bern: Infodrog. https://www.infodrog.ch/files/content/peers/infodrog_leitfaden-peers_de_2014.pdf, Zugriff 17.03.2023

Kern-Scheffeldt W. (2005): Peer-Education und Suchtprävention. SuchtMagazin 31(5): 3-10. https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=sum-003%3A2005%3A31%3A%3A174, Zugriff 27.02.2023.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) (2018): Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). https://leitbegriffe.bzga.de/fileadmin/user_upload/leitbegriffe/e-Books/E-Book_Leitbegriffe_2018_08.pdf, Zugriff 17.03.2023

Zitiervorschlag

Infodrog (JJJJ). Peer | Peer Involvement. Präventionslexikon: https://www.infodrog.ch/de/wissen/praeventionslexikon/peer.html, Zugriff 19.04.2024.

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